Auslober: Meravis
Standort: Hannover
Wettbewerb: 05 | 2025, 3. Preis
Landschaftsarchitektur: nsp Landschaftsarchitekten
URBAN Q
Städtebau & Freiraum
Das Gebäudeensemble markiert mit klarer Präsenz den Auftakt für das Quartier Urban Q und fügt sich harmonisch in das städtebauliche Umfeld ein. Das kraftvolle, präzise gesetzte Baukörperensemble bildet eine eindeutige Struktur, die den Stadtraum gliedert und einen dialogischen Übergang zu den angrenzenden Bereichen ermöglicht. Die Höhenentwicklung orientiert sich an der umgebenden Bebauung und sorgt für wohlproportionierte, klar definierte öffentliche Räume, die sich aus dem Kontext bestehender Stadtbausteine entwickeln. Hierbei wird der bestehende Baumbestand berücksichtigt und sensibel in die Planung integriert. Die Gebäudesilhouette entfaltet durch ihre elegante Form eine sichtbare Strahlkraft. Sie verleiht dem Ensemble Identität und unterstreicht seine besondere Rolle im städtischen Kontext. Die Außenräume formulieren auf Stadtebene eine differenzierte Abfolge von Freiraumqualitäten: Im Westen entsteht ein urbaner Freibereich mit Blickbeziehung in den Grünraum alter St. Nikolai Friedhof, während der höhenversetzte Innenhof als grüne Filterschicht wirkt. Im Osten öffnet sich ein großzügiger, beruhigter Stadtplatz zwischen den Baukörpern – ein gemeinschaftlich genutzter Treffpunkt, der durch seine Maßstäblichkeit eine gebaute Mitte des Miteinanders formt. Die Zugänge mit ihren Adressen und die Freiräume stehen in einem unmittelbaren Dialog. Hauseingänge sind klar auffindbar, und die Außenbereiche bieten vielfältige Nutzungsmöglichkeiten mit individuellen Charakteren.
Hochbau & Gestaltung
Mit seiner ruhigen, selbstbewussten Architektursprache wird das Ensemble zum identitätsstiftenden Auftakt des Quartiers. Die klaren Formen verleihen dem Gebäude eine starke, aber unaufdringliche Wirkung im Stadtraum. Die Adressen orientieren sich zu den verschiedenen Himmelsrichtungen und werden durch gestalterisch hervorgehobene Eingangsbereiche präzise betont. Die ruhige, klare Formensprache der Baukörper erzeugt eine selbstverständliche Wirkung und erleichtert die Orientierung. Die Ausrichtung der Baukörper ermöglicht eine optimale Besonnung der Fassaden. Helle Farben und reflektierende Oberflächen – auch in den unteren Geschossen – sorgen für eine lichtdurchflutete Atmosphäre – auch im Innenhof - und unterstützen eine effiziente Nutzung des Tageslichts. Die Fassadengestaltung setzt auf langlebige, natürliche Materialien: Keramikelemente in unterschiedlichen Oberflächenstrukturen und Glanzgraden bilden zusammen mit dreifach isolierverglasten, transparenten Bereichen ein ausgewogenes Bild. Die opaken Flächen als hinterlüftete Fassade sorgen für Wärmeschutz und bieten gleichzeitig die Möglichkeit zur Integration farblich angepasster PV-Module. Das differenzierte Zusammenspiel von transparenten und opaken Bereichen schafft ein eigenständiges, zugleich stadtbild-verträgliches Erscheinungsbild. Externe Sonnenschutzsysteme reagieren auf den Sonnenstand und lassen sich nutzerspezifisch steuern. Die Erdgeschosszone ist offen und zugänglich gestaltet. Funktionale Anforderungen wie Anlieferung werden selbstverständlich in die Gebäudestruktur integriert, ohne die Aufenthaltsqualität zu beeinträchtigen. Die Gestaltung basiert auf einer klaren Materialwahl und konstruktiven Logik. Farblich auf die Umgebung abgestimmte opake Flächen, modulare Fassadenelemente und externe Sonnenschutzsysteme bilden eine funktionale wie ästhetische Einheit. Die Dächer werden gemäß Vorgaben extensiv begrünt und leisten einen Beitrag zum Mikroklima und zur Regenwasserrückhaltung. Zusätzlich sind PV-Module vorgesehen.
Freiraumanlagen
Die Freiraumgestaltung wird geprägt von Offenheit und Durchlässigkeit. Die Außenanlagen verknüpfen sich mit dem Neubau und bilden mit der flexiblen Nutzung einen Mehrwert für das direkte Umfeld und die angrenzenden Nachbarschaften. In den öffentlichen Durchwegungen bildet ein homogener und wertiger Belag eine klar strukturierte Erschließung und Orientierung. Entlang des Haupteingangs entsteht eine großzügige Aufweitung und Aufwertung der Brüderstraße. Der so entstehende Boulevard-Charakter bietet eine einladende Atmosphäre zum Flanieren und reichlich Platzangebot für die künftige Außengastronomie. Die großzügige urbane Geste entfaltet ihre verbindende Wirkung über die Celler Straße hinweg und stellt einen räumlichen Bezug zum St.-Nicolai-Friedhof und den angrenzenden Quartieren im Norden sowie zum Goseriedeplatz her. Im Haupteingangsbereich und an der westlichen Kante des Neubaus bilden Radiale Sitz- und Pflanzinseln einen markanten und attraktiven Treffpunkt aus. Es entsteht ein angenehmer Aufenthalt unter dem Blätterdach der ortsbildprägenden Bestandsgehölze. Charakteristisch ist die Ausbildung zweier Plätze mit Park-Charakter auf der Ostseite: Ein lichtes Blätterdach, sorgt für eine besonders angenehme Situation an heißen Sommertagen. Dezentrale Abstellmöglichkeiten für Fahr- und Lastenräder tragen zur klima-neutralen Fortbewegung im Quartier bei. Das Material- und Pflanzkonzept orientiert sich am Grundsatz der Nachhaltigkeit, es erfolgt der Einbau von versickerungsfähigen Belägen, begrünten Stellplätzen und Dachbegrünung. Die Oberflächen- und Farbwahl wirken einer Überhitzung im Sommer entgegen. Regenwasser wird gesammelt über die Grün- und Pflanzflächen anteilig versickert um das lokale Mikroklima zu stabilisieren. Für die ergänzenden Baumsetzungen werden stadtklimaverträgliche Gehölzarten wie z.B. Alnus x spaethii, Gleditsia triacanthos, Liquidambar styraciflua und Koelreuteria paniculata verwendet. In den Pflanzflächen wird eine artenreiche und insektenfreundliche Flora vorgesehen. Es entsteht ein klimagerechtes Ensemble, das durch seine thematischen Besonderheiten und die vielfältigen Strukturen und Atmosphären nachhaltig die Stadtgestalt Hannovers prägt.
Funktion & Nutzung
Das Gebäude verfügt über eine kompakte Organisation mit wenigen Erschließungskernen. Die gewählte Struktur ermöglicht flexible Grundrisse, die sich an zukünftige Nutzungsanforderungen anpassen lassen. Damit wird eine nachhaltige und wirtschaftliche Gebäude-nutzung gewährleistet. Ein klar gegliedertes Versorgungskonzept mit durchdachten Anliefer- zonen sorgt für reibungslose Abläufe ohne Störungen für Nutzer oder Öffentlichkeit. Die Grundrisse sind funktional und flexibel geplant; dadurch ermöglichen Sie vielfältige Nutzungsszenarien bei hoher Flächen-effizienz.
Ökologie & Nachhaltigkeit
Das Energiekonzept nutzt die solare Einstrahlung durch gezielte Ausrichtung der Fassaden und Integration von PV-Modulen in opake Flächen. Die Fassade wird geometrisch so gestaltet, dass alle Seiten optimal zur Sonne stehen. Kreislaufwirtschaftlich wird auf wiederverwendbare Materialien geachtet: Ein hoher Anteil an Recyclingmaterialien, rückbaubare Fassadenelemente und der Verzicht auf Verbundstoffe sichern eine sortenreine Wiederverwertung. Die Verwendung CO₂-reduzierter Betone und recyceltem Isolierglas komplettiert das ökologische Gesamtkonzept.
Konstruktion & Realisierbarkeit
Die Tragstruktur basiert auf einem Stahlbetonskelettsystem, optional in Holzhybridbauweise. Diese Bauweise gewährleistet eine effiziente Materialverwendung bei schlanken Bauteilen. Wenige, gezielt gesetzte Stützen ermöglichen flexible Grundrisse. Modulare Fassadenelemente und eine ressourcenschonende Bauweise unterstützen die bau-technische Machbarkeit. Das Gebäudeensemble lässt sich in funktionale Bauabschnitte gliedern, was eine abschnittsweise Realisierung ermöglicht.
Wirtschaftlichkeit
Die kompakte Gebäudeform reduziert Erschließungsflächen zugunsten der nutzbaren Flächen. Dies wirkt sich sowohl ökonomisch als auch ökologisch positiv auf den Ressourcenverbrauch pro Quadratmeter aus und trägt zur langfristigen Wirtschaftlichkeit bei.